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Mit Wim Thoelke und Lou van Burg auf der Bühne

Mit bekannten Showstars unterwegs: Helmut Frantzen aus Puderbach blickt auf eine große Karriere als Bauchredner zurück

Puderbach. Der Lebenskünstler Helle Franz ist in die Jahre gekommen. Bedächtig streicht er sich übers Haar, während er sich erinnert, dass sie ihn früher, als Kind "Helle" genannt haben - wegen seiner blonden Haare. Jetzt sind sie weiß. Die Zeit als Bauchredner auf einer Bühne mit Wim Thoelke und Lou van Burg ist über zehn Jahre vorbei. Helle Franz ist sein Künstlername. Wirklich heißt er Helmut Frantzen, ist 74 Jahre alt und lebt in Puderbach.
Frantzen erinnert sich in bunten Bildern an seine große Zeit im Showgeschäft: "Der Onkel Lou bringt Euch immer etwas mit. Heute habe ich einen Bauchsänger dabei." Lou van Burg gab so die Bühne frei für "Helle Franz und Co.", den kleinen Mann mit seinen Puppen: Stier Bully, Kuh Tina und Francesco mit der Trompete. Mit Lou van Burg zog er secht Wochen lang durch Deutschland, von Flensburg nach Memmingen. Bauchsingen war seine Spezialität, mit mehreren Puppen und Stimmen gleichzeitig, "bauchtrompeten" und "bauchjodeln" konnte er auch - Simmumfang mehr als drei Oktaven. Das ist schwer zu toppen.
Neben Maria Schell und Gabi Dohm hat er in Talkrunden gesessen, Showsmit Dagmar Berghoff und Robert Lembke gemacht. 1982 rief die Columbia Filmgesellschaft aus Los Angeles an und engagierte ihn für anderthalb Minuten in dem Jon-Voigt-Film "Ein Tisch für fünf".
Wie erobert man von Puderbach aus die großen Bühnen? "Uns hat ein Confèrencier abgesagt. Kannst Du nicht einspringen?" Dieser Satz zieht sich durch die Karriere von Helmut Frantzen wie ein Leitmotiv. Zum ersten Mal ist ihm das mit 21 Jahren passiert: Der Gesangverein Heimattreue Muscheid hatte keinen Unterhaltungs-künstler für seinen jährlichen Familienabend. "Ich habe mich nötigen lassen", erinnert sich Frantzen - und hat sich durch den Abend gesungen, gejodelt, imitiert und parodiert. "Nie wieder bestellen wir einen Confèrencier", reagierte der Verein und Frantzen hatte ein Ehrenamt. Als ein Mitspieler für einen Sketch ausfiel, sprach er beide Rollen selbst, mit verstellter Stimme. "Mensch, das müsste man machen ohne den Mund zu bewegen", schoss es ihm durch den Kopf. Die Idee zum Bauchreden war geboren.
Anfang der 70er Jahre stieß Musikmanager Leo Vohn auf das Talent. Das war zur Zeit der Schlagergrößen Eric Silvester, Tina York und Peter Petrell. Wieder war Frantzen "nur eingesprungen", weil der Confèrencier fehlte. Und wieder war der Mann aus puderbach zur richtigen Zeit am richtigen Ort - diesmal in Linkenbach. Vohn legte ihm 17 Einzelverträge auf den Tisch. Das war der Sprung auf die größeren Bretter: Düsseldorf, Aachen Berlin - 1981 Varieté Hansatheather in Hamburg. Sogar die Hamburger Staatsoper engagierte ihn, nachdem er seine Puppen eine Mini-Oper in verteilten Rollen hatte singen lassen. "Wo kommen Sie auf einmal her?", wurde Frantzen von Leuten aus der Show-Branche gefragt. Er war immerhin schon über 40. "Aus dem Westerwald", seine verschmitzte Antwort.
Das jähe Ende kam 1992: Eines Nachts wachte Frantzen auf, "mit einem Schmerz quer über die Brust". Diagnose Herzinfarkt. "Das war das unregelmäßige Leben: die Fahrerei, der Stress, nicht regelmäßig gegessen", sagt Frantzen. Die branchenüblichen Laster waren dagegen nie seine: "Ich rauche nicht, ich trinke nicht, und ich bin seit 48 Jahren mit meiner Frau verheiratet." Im Scherz sagten seine Kollegen ihm, "Du versaust noch unser Image."
Auch sonst ist der Spaßmacher grundsolide gewesen: Politik, Kirche und Sex hat er aus seinem Programm stets herausgehalten - mit Erfolg. Und seine Wurzeln hat er in Puderbach behalten: Hier hat er 1964 sein Haus gebaut, seine Fahrschule gehabt und sene Vereine. Und hier lebt er bis heute mit seiner Anita.
Auch im Alter bleibt er umtriebig. Er singt im Chor, schrebt Bücher und lässt sich nur von seiner Frau im Tatendrang bremsen: Zu viele Ideen hat er im Kopf, zu viel Energie in sich. Ein Veranstalter hat ihn auf einem Plakat einmal irrtümlich als den "hellen Franz" angekündigt. Und ein helles Köpfchen ist er tatsächlich, der Helle Franz.

Hier mit seiner Frau Anita, die als Assistentin bei vielen Programmen mitgewirkt hat